Es war wieder einmal heiß. Temperaturen konsequent um die 30 Grad – zum Teil sogar deutlich darüber – Zuschauer auf der Suche nach den (immer noch viel zu wenigen) Schattenplätzen, Spieler und Spielerinnen, die teilweise bis zur Erschöpfung kämpften. Bei den 33. DTH Open ging es sowohl auf den Plätzen als auch daneben im wahrsten Sinne des Wortes „heiß“ zu. Gab es früher nicht immer wieder Turniere, bei denen auf Hallenplätze ausgewichen werden musste, weil es so viel regnete? Das muss gefühlt in einem anderen Jahrtausend gewesen sein, denn wie schon in den Vorjahren hatten Aktive, Organisatoren und auch Zuschauer 2019 mehr mit zu großer Hitze als mit anderen Unwägbarkeiten zu kämpfen.
Dabei stand das gesamte Wochenende dennoch wieder im Zeichen von absolutem Spitzentennis – es ist schon erstaunlich, wie „fit“ die Akteure, die bei den DTH open trotz bis 36 Grad ohne erkennbare Probleme auf dem Platz schufteten, sind. Den Fans wurden nicht nur zahlreiche begeisternde, oft auch dramatisch enge Matches geboten, sondern auch grandiose Ballwechsel, die es im Internet bei „
Awesa“ auch heute noch zu bestaunen gibt. Bessere Spielzüge als diese gibt es auch bei großen Turnieren nicht zu sehen – überzeugen Sie sich!
Unser Turnier „kommt an“, das zeigen die Teilnehmer weitgehend über die Grenzen unseres Landkreises hinaus, die Gäste, die ebenfalls von weither kommen, das zeigen auch die Reaktionen der Presse. „Die DTH Open ist für jeden Tennisfan der Region ein absolutes Muss – besseres Tennis gibt es in Hameln-Pyrmont nicht zu sehen, wenn zahlreiche Topspieler in der Rattenfängerstadt ihr Können zeigen“, ist beispielsweise auf www.awesa.de zu lesen. „Heiße Duelle auf Sand“ betitelte die Dewezet ihre umfangreiche Berichterstattung. Weiter heißt es im Bericht des Redakteurs Andreas Rosslan: „Das war ganz großes Tennis: Lea Gasparovic (TC Grün-Weiß Aachen) und Frederik Press (Großflottbeker THGC) triumphierten bei dem mit 6000 Euro dotierten 33. DTH Open Tennisturnier in Hameln.“
Gasparovic nicht zu schlagen
Diese Aussagen sind ganz sicher nicht zu hoch gegriffen. Denn was sich viele vor dem Turnier gewünscht hatten – eine spannende Damenkonkurrenz inklusive eines hochklassigen Finales – ging in Erfüllung: Nachdem die letzten Endspiele die Erwartungen nicht erfüllen konnten (das Finale 2018 war zu einseitig, das Endspiel 2017 alles andere als hochklassig), gab es bei diesen DTH Open eine Damenkonkurrenz auf höchstem Niveau. Schon im Viertelfinale gab es die Neuauflage des Endspiels von 2016 zwischen Carina Litfin und Lea Gasparovic. Diesmal gewann die jüngere (und inzwischen deutsch besser platzierte) Spielerin, Lea Gasparovic, die 2016 noch einen Matchball vergeben hatte. Bis zum Endspiel zog die Topgesetzte ungefährdet ihre Kreise. Dort traf sie auf Titelverteidigerin Shaline Pipa, die ebenfalls ohne Satzverlust durch die Konkurrenz geeilt war.
Im Endspiel gab es dann Damentennis vom Feinsten, lange, hart umkämpfte (Grundlinien-) Ballwechsel, und ein Duell auf Augenhöhe. „Ich weiß, gegen wen ich da spiele“, sagte Shaline Pipa vor dem Endspiel in Anspielung darauf, dass Gasparovic in diesem Jahr noch kein offizielles Wettkampfmatch verloren hat – weder in einem Turnier noch in Punktspielen. Aber Shaline ging mit vollem Einsatz und gut durchdachtem Matchplan in das Finale, das sie lange offen gestalten konnte und im ersten Satz auch die Chance hatte, diesen für sich zu entscheiden. Nach dem knappen 7:5 für Lea Gasparovic und frühem Break im zweiten Satz ging der Titelverteidigerin gefühlt ein wenig die Luft aus; vielleicht fehlte auch der Glaube, das Match noch drehen zu können.
Nach dem unglücklichen zweiten Platz 2016 durfte Gasparovic nun endlich jubeln – wie immer begleitet von ihrem Vater, der als „Glücksbringer“ auch bei weit über 30 Grad zwei Jacken übereinander trägt. So gesehen muss nicht nur seine Tochter auf dem Platz schuften und schwitzen, sondern er auch daneben.
Herrenfinale: Erfahrung schlägt jugendliches Feuer
Auch bei den Herren war das Endspiel hochklassig – und hatte einen ähnlichen Verlauf wie das Damenfinale. Nach einem intensiven Turnier, das einige ganz enge Matches bot, standen sich am Ende zwei Tennis-Asse gegenüber, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Auf der einen Seite kämpfte sich das erst 19-jährige Talent Calvin Müller (Frankfurter TC) ins Endspiel vor – und hätte dabei kaum einen steinigeren Weg beschreiten können. Zunächst besiegte er im Vierteilfinale den Vorjahresfinalisten Torben Otto (TG Hannover) – im Matchtiebreak. Und wer weiß, wie intensiv Matches gegen Torben Otto, der keinen Ball verloren gibt und „alles zurückbringt“, sind, kann sich denken, wie anstrengend dieses Match auf Platz 5 war.
Im Halbfinale schlug Calvin Müller sogar Titelverteidiger Stefan Seifert (Oldenburger TeV), der als Nummer 1 des Feldes und ehemaliger Profi der erweiterten Weltklasse auch trotz seiner inzwischen 34 Jahre Topfavorit des Turniers war. Auch dies im Matchtiebreak, in dem Routinier Stefan Seifert bereits 7:2 führte und jeder dachte, dass der erfahrene Ex-Profi dieses Match nach Hause schaukeln dürfte. Aber der Youngster bewies enorme Nervenstärke und auch Mut, denn während Seifert auf einmal nur noch passiv jeden Ball „reinspielte“, ging Müller auf Risiko und gewann am Ende das Match.
Auf der anderen Seite des Feldes zog mit Frederik Press ein erfahrener ehemaliger Profi und die Nummer 65 der deutschen Rangliste ungefährdet seine Runden. Die beachtliche Form des 24jährigen wurde spätestens im Vierteilfinale deutlich, in dem der fünffache Ex-Champion Christopher Koderisch keine Chance hatte. Im Finale sollten sich die Erfahrung und die Abgeklärtheit von Frederik Press als Trümpfe herausstellen. Er wehrte gegen Müller zwei Satzbälle ab – einen davon mit einem fast schon unverschämten Aufschlag von unten – , um sich anschließend noch mit 7:5 durchzusetzen. Im zweiten Satz machte sich bei Müller, der zuvor auch beim Turnier des TC Westend gespielt und im Finale gestanden hatte, der Kräfteverschleiß bemerkbar. Ungefährdet holte sich Press dank eines 6:1 im zweiten Satz den Turniersieg.
Marcel Baenisch bester Lokalmatador
Ein erfreuliches Ergebnis erreichte für den DTH „unser“ Lokalmatador Marcel Baenisch, der mit überzeugenden Leistungen das Viertelfinale erreichte. Dort war für Marcel allerdings beim 3:6, 1:6 gegen den stark aufspielenden Victor Kostin (Club zur Vahr) nichts zu holen. „Gegen Victor, der ja auch schon Deutscher Meister war, habe ich gemerkt, dass der Akku langsam leer war“, sagte Marcel im Interview unseren Kollegen von „Awesa“, was wir gern an dieser Stelle zitieren: „Mit der Leistung, unter die letzten Acht gekommen zu sein, bin ich zufrieden. Da kommt man in den Bereich, wo das Niveau sehr, sehr hoch ist.“ Marcel lobte nach dem Turnier auch die gute Stimmung und die gelungene Organisation. Einzig die Ansetzung seines Viertelfinals auf dem „unruhigen“ Platz 9 – dort gehen permanent Zuschauer vorbei, und Sitzplätze sind nicht sehr viele vorhanden – störte unseren Jugendwart und Vereinstrainer. Vielleicht wäre eine Ansetzung „unseres“ Spitzenspielers auf einem der „Showcourts“ 2 und 3 im nächsten Jahr mal eine gelungene Idee?
Eine gelungene Neuerung war auf jeden Fall der neue Zeitplan, den die Vergrößerung des Teilnehmerfeldes der Herren von 32 auf 64 Spieler erforderte. Bei den Damen war eine solche Verdopplung auch angedacht gewesen, die Meldezahlen ergaben dann aber doch wieder „nur“ ein 32er Feld, mit dem aber auch alle Beteiligten zufrieden waren. Bei den Herren brachte die Vergrößerung nicht die befürchtete Folge „mehr Masse als Klasse“, sondern dann Ergebnis mehr Masse UND Klasse.
Auch im Jahr 2020 wird es ein DTH Open geben. Wie genau das Turnier dann aussehen wird und wer dann an Töneböns Teichen aufschlagen wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Es werden sicherlich wieder viele starke Akteure am Start und sehenswerte Matches zu erleben sein. Und – auf gar keinen Fall zu vergessen: Es werden dann auch wieder die vielen Helferinnen und Helfer dabei sein, die mitunter schon seit etlichen Jahren beim gastronomischen Angebot, bei der Platzpflege, im Fahrdienst, in der Organisation und der Turnierleitung unterstützen und viel Zeit, Mühe und Hingabe investieren. Ihnen allen sei – wie immer – sehr herzlich gedankt!
Und wenn es noch Wünsche für 2020 geben sollte, dann vielleicht diese: Erstens wieder ein tolles Turnier mit begeisternden Matches und sympathischen, fairen Akteuren. Zweitens gutes Wetter – aber es dürfen bitte gern acht bis zehn Grad (je nachdem, von welchem Turniertag 2019 her wir rechnen) wir weniger sein. Und drittens – ein Termin entweder außerhalb oder am Anfang oder Ende der Sommerferien. Denn wenn eins schade ist, dann ist dies, dass wir seit Jahren immer weniger Kinder und Jugendliche bei unserem Turnier sehen. Denn das Turnier liegt genau in der Mitte der großen Ferien – und da sind nun mal viele Familien, die schulpflichtige Kinder haben, im verdienten Urlaub. Früher hatten wir bei den Endspielen immer Ballkinder. Das war eine tolle Sache; sympathisch für die Zuschauer und ein super Service für die Spieler. Es gab nicht wenige Zuschauer, die eher zur „gesetzteren“ Generation unseres Vereins gehören und die fragten, wo denn die (Ball-) Kinder geblieben seien.
Vielleicht können unsere unermüdlichen und super professionellen Turnierdirektoren Axel (Rojczyk) und Markus (Rosensky) – als drittes „Gesicht“ unseres Turniers war selbstverständlich auch wieder Sybille Schillig als „Mastermind“ (die Bezeichnung „Oberschiedsrichterin“ führte sie 2019 nicht mehr) dabei – ja hier noch etwas „drehen“?! Wie auch immer: Die „Open“ 2020 werden kommen – packen wir es an.
Cord Wilhelm Kiel