Umso älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit, sagt man. Nun - offenbar schlägt bei mir diese Andeutung des Alterns auch zu. Zur Senilität ist es (hoffentlich) noch weit, aber wer 31 DTH-Open miterlebt hat und nun schon zum zehnten Mal die Vorankündigung schreibt, ist eben auch nicht mehr ganz jung.
Aber ich schweife ab, zurück zum Thema. Was aber soll man über unser Traditionsturnier noch schreiben? Ist nicht schon alles gesagt? Überlegen wir einmal, was einem zu
„unseren“ Open auf dem Vereinsgelände des Deutschen Tennisvereins Hameln in der Regel so einfällt:
Sollte ich vielleicht über unsere schöne Zehnfeldanlage schreiben, die so malerisch im Süden der sagenumwobenen Rattenfängerstadt liegt, eingebettet in viel Grün? ln Nachbarschaft des Weserberglandstadions‚ das schon Gastspiele von Michael Jackson, Marius Müller-Westernhagen oder Peter Maffay gesehen hat und der — von der Schließung bedrohten - 70er-Jahre Gedächtnisbadanstalt "Südbad". Umgeben von weiteren Sportplätzen und idyllischen Töneböns Teichen (die übrigens nicht ausgelastete Tennisspieler gelegentlich zum Drumherum-Joggen nutzen). Dazu kommen auch noch interessante gastronomische Angebote ringsherum, die nach allzu anstrengendem Tennisspiel oder zu ausgedehnten Joggingrunden einladen. lch glaube aber, das meiste davon hatten wir schon!
Wäre es nicht erwähnenswert, die Jahr für Jahr bestens präparierten Plätze zu loben, ebenso wie die dafür verantwortlichen zahlreichen Helfer? Hinzu kommen auch noch die vielen anderen Helfer bei diesem Turnier: die Turnierleitung, die Turnierdirektoren, der Fahrdienst, die Oberschiedsrichterin, die fast von Anfang an dabei ist, die Moderation und viele andere, die dazu beitragen, das Turnier zu einem Erfolg zu machen.
Aber halt - das hatten wir auch schon.
Dann sollten wir vielleicht über die kulinarischen Freuden sprechen, die geboten werden: Das Kuchenbuffet, bei dem Selbstgebackenes von vielen wunderbaren Spendern geboten wird, zudem frischer Kaffee und immer ein freundliches Wort. Oder die „Grillmeister". die selbst bei größter Hitze fast rund um die Uhr Bratwürste wenden, Steaks auf den Punkt zubereiten und eine große Vielfalt - meist ebenfalls gespendeter - Salate anbieten. Und nicht zu vergessen, da ist auch noch unsere Clubwirtin ‚Rosi‘ Pivodic, die Jahr für Jahr nicht nur hungrige Spieler, sondern auch Zuschauer mit Speis und Trank verwöhnt.
Das alles ist allerdings auch kein Geheimnis mehr.
Als Historiker sollte ich vielleicht einmal über die Geschichte des Turniers schreiben, wie alles anfing, was alles so passiert ist, dass etliche bekannte Namen an Töneböns Teichen über die Jahre aufgeschlagen haben.
Ach - nein, das habe ich fast jedes Jahr geschrieben. Und eine erneute Nennung von Alexander Lazov, lsabel Cueto, Yaroslawa Shwedova, Romina Oprandi oder Martina Müller muss ich mir daher an dieser Stelle einfach mal verkneifen. Ebenso die Erwähnung, dass die ersten drei Turniere von ‚unserem" Andre Torggler gewonnen wurden.
Einspruch! - Das werden an dieser Stelle einige rufen, die das Turnier von Anfang an kennen. Denn - wie auch schon mehrfach berichtet - am Anfang handelte es sich bei den DTH-Open um eine regionale Veranstaltung, bei der es als Preis unter anderem Schmuck zu gewinnen gab. „Held-Juwelen-Cup" hieß das damals. Und wenn wir ganz
ehrlich sind: ln den Anfangsjahren war unser Turnier eher eine zweite Bezirksmeisterschaft, bei der DTH-Akteure wie Stephan Busch oder Claudia Steinmeyer als Finalisten auftauchten. Das ist schon lange her, dass es jemand aus unserem Verein bis ins Finale geschafft oder das Turnier sogar gewonnen hat...
Aber schon damals wurde tolles Tennis gespielt! Ich kann mich an die zweiten „Open" gut erinnern. als ich - in noch jugendlichem Alter — meinen alten Kumpel Andre gegen
den „großen“ K.-P. Elsmann gewinnen sah, den x-maligen Clubmeister‚ zu dem ich als Kind wegen seiner vielen Erfolge (und auch seiner Größe...) immer aufgeschaut hatte.
„Held-Juwelen-Cup“... da sind wir bei den Sponsoren, die uns mitunter schon seit Jahrzehnten die Treue halten‚ wie die beiden großen Kreditinstitute unserer Region und wie andere Geld- und Sachspender‚ ohne die ein solches Turnier nicht möglich wäre. Auf diese wird in jedem Jahr durch die große Sponsoren- und Anzeigentafel hingewiesen. Und der Moderator - dessen Name mir jetzt gerade nicht einfällt - wird auch jedes Jahr nicht müde, darauf hinzuweisen, dass man bei seinem nächsten Einkauf, Auftrag für Handwerker oder Restaurantbesuch, genau diese Unterstützer unseres Turniers auch bedenken bzw. besuchen sollte.
Was Neues ist das aber auch gerade nicht... Versuchen wir es einmal mit einem Rückblick. Was war denn 2017 beim Turnier so los?
Die letztjährige - erneute - Siegerin der Damen-Konkurrenz, Manon Kruse, kommt wie Christopher Koderisch gern nach Hameln. Bereits zum achten Mal stand Manon Kruse im Finale unseres Turniers, zum vierten Mal konnte sie Pokal und Siegerscheck in Höhe von 1.200 Euro mit nach Hause nehmen. Gegen ihre Finalgegnerin‚ lmke Küsgen aus Ratingen‚ bestritt sie bereits 2012 das Endspiel. Damals gewann Küsgen‚ sogar sehr deutlich. 2017 drehte Manon Kruse mit einem 6:4 und 6:4-Erfolg den Spieß um. Das Endspiel war bis zur letzten Minute spannend, aber nur phasenweise hochklassig. Der Hintergrund: Beide Spielerinnen kennen sich und damit auch ihre Spielweise sehr gut, was im Spielverlauf sehr deutlich zu erkennen war. „Wenn wir spielen, ist das meistens nicht schön anzusehen“, erklärte Manon Kruse daher bei der Siegerehrung. Dafür aber war das Endspiel in taktischer Hinsicht interessant. Für viele überraschend, agierte lrnke Küsgen sehr passiv, brachte unheimlich viele Bälle zurück, suchte aber (zu) selten den direkten Punktgewinn. Damit hatte sie aber gegen die druckvoll aufspielende Manon Kruse letztlich keine Chance. Mal sehen, ob wir beide Spielerinnen auch bei den DTH-Open 2018 sehen werden - beide sind zwar schon lange im Geschäft, aber, wie das letzte Turnier gezeigt hat, immer noch besser als viele (jüngere) Gegnerinnen.
Bei den Herren entwickelte sich das Finale wieder zu einer „Machtdemonstration“ des 32-jährigen Tennislehrers Christopher Koderisch aus Halle. Der 2O-jährige Finalist, Nikolas Walterscheid-Tukic aus Troisdorf‚ der im Halbfinale gegen Marvin Netuschil noch geglänzt, aber auch von dessen Aufgabe protitiert hatte, bekam eine kostenlose Lehrstunde. Wie bei seinem vorletzten Titel 2014 zauberte Christopher Koderisch im Verlauf des Matches immer mehr und gewann mit 6:4 und 6:2. Dabei zelebrierte der damals frisch gebackene Familienvater Tennis, wie man es heute (leider) nur noch selten sieht: Zwar auch mit Powerschlägen (vor allem beim 1. Aufschlag und auf der Rückhandseite), wie sie ja heute gang und gäbe sind. Vor allem aber mit der großen und herrlichen Vielfalt Schlägen, Tempo und Variationen, die unser Sport so bietet, von der man aber bei den Profis heute bedauerlicherweise nur noch so wenig sieht. „Toto“ spielte mal Serve-and-Volley, mal slicte er einfach nur alles zurück, mal griff er gleich den Return an, mal streute er Mondbälle ein, dann wieder Stopps. Ein großer Könner war da am Werk - der sich durchaus noch "ein‚ zwei weitere Titel‘ bei diesem Turnier
zutraut.
Dann warten wir mal ab‚ was die beiden Seriensieger in diesem Jahr zustande bringen. Nun aber soll es genug des Blickes zurück sein. Was fällt mir denn im Blick auf die
Zukunft, zu den DTH-Open 2018 ein, was ich bisher noch nicht geschrieben hatte...?