Routine aus dem tiefen Westen zog ins Damenfinale der 26. DTH Open ein. Die beiden topgesetzten Imke Küsgen und Manon Kruse zeigten dem Nachwuchs klar die Grenzen auf. Im Finale setzte sich Küsgen, die 30-jährige Bundesliga-Spieler von ETUF Essen, in zwei Sätzen gegen ihre ein Jahr ältere Konkurrentin aus Hamm durch. Schade für Kruse, denn auf ihren zweiten Turniersieg muss sie immer noch warten.
„Das Spiel war aber hart umkämpft“, gab Küsgen zu. „Wir haben aber auch schon oft genug gegeneinander gespielt.“ Kampf war auch angesagt, weil sie sich am Samstag im Viertelfinale eine schmerzhafte Oberschenkelzerrung zuzog. Aber Physiotherapeutin Marion Baltrusch hatte ganze Arbeit geleistet. Bereits am Sonntag stand die turniererfahrene Dame vom Baldeneysee, die an allen drei Tagen zwischen Hameln und Essen pendelte, wieder schmerzfrei auf dem Platz. Dazu hatte sie wie schon an den beiden Tagen zuvor auch beim Finale ihren ständigen Begleiter an ihrer Seite. Aber nicht ihren Trainer, diese Aufgabe übernahm ihr Hund. „Wilson“ beobachtete aus der Distanz jede Aktion des Endspiels. Ob ihr der „Coach mit der kalten Schnauze“ auch die entscheidenden Tipps mit auf den Weg gab, wollte die DTH Open-Siegerin nach ihrem ersten Turniererfolg in Hameln nicht verraten.
Bei den Herren, wo sich fast alle gesetzten Spieler frühzeitig aus dem Tableau verabschiedet hatten, bestimmte im Finale jugendlicher Elan das Geschehen. Der erst 16-jährige Lasse Muscheites (Oldenburger TeV) traf auf den vier Jahre älteren Christian Wille aus Göttingen. Der Spezialist für Dreisatz-Siege – die ersten drei Spiele entschied er mit starken Nerven erst im Match-Tiebreak für sich – ging absolut cool in das Endspiel: „Wenn ich gut ins Spiel komme, habe ich eine Chance. Und außerdem sitzt mein Gegner immer noch in der Kabine und zittert schon.“ Doch als es auf der roten Asche richtig zur Sache ging, hatte Muscheites das Nervenflattern abgelegt. Mit 6:7, 6:3 und 10:1 im Match-Tiebreak setzte sich die Nummer 50 der ITF-Rangliste der U 16-Junioren durch. „Absolut verdient,“ so sah es auch DTH-Sportwart Axel Rojczyk.
Quelle: DEWEZET
Internationales Flair: Bei der Damenkonkurrenz wurde in diesem Jahr auch Englisch gesprochen. Mit der Australierin Marisa Gianotti und Nicole Szczech (USA) waren zwei Spielerinnen am Start, die derzeit in Deutschland trainieren, aber international aufschlagen. Für Szczech war bereits in der ersten Runde Endstation. Gianotti, die auf Rang 1056 der Weltrangliste geführt wird, erreichte das Halbfinale.
Golden Oldies: Die Damenkonkurrenz wurde von zwei Spielerinnen dominiert, die schon zu den „Damen 30“ gehören. Die topgesetzte Imke Küsgen (30, ETUF Essen) begeisterte mit ihrem variablen und klugen Spiel. Neben ihrer Tenniskarriere hat sie ein zweites Standbein: Sie betreibt ein kleines Hotel bei Essen und eine Tennisschule. Manon Kruse (31, Ruderclub Hamm), mit nunmehr fünf Final-Teilnahmen bei acht Turnierstarts Dauerbrennerin auf der Tennisanlage am Tönebönsee, überzeugte wieder einmal mit ihrem Kampfgeist. Kruse mischt ganz dick bei den Konkurrenzen der Damen 30 mit – sie ist momentan Erste der Deutschen Rangliste bei den Damen 30 und amtierende Deutsche Meisterin in dieser Altersklasse im Einzel, Doppel und Mixed.
Multitalent: Im Halbfinale traf Manon Kruse auf eine ehemalige „Schülerin“: Sina Niketta hat früher bei ihr in Hamm trainiert. Die bildhübsche 18-jährige Spielerin vom RTHC Bayer Leverkusen ist eine Senkrechtstarterin (sie fing erst im Alter von 11 Jahren mit dem Tennis an) – und ein Multitalent. Zuvor war sie Jugendmeisterin im Judo und nahm an Landesmeisterschaften im Siebenkampf teil. Außerdem spielte sie Fußball und Schlagball. Das sportliche Talent wurde ihr wohl in die Wiege gelegt, denn ihr bei den Matches mitfiebernder Vater Klaus Niketta war Deutscher Meister im Boxen und spielte in Prominenten-Fußballmannschaften mit Hans Rosenthal und Wolfgang Gruner.
Regelfragen: Nur einen wirklichen Aufreger gab es bei diesen DTH Open, als im Herren-Viertelfinale die sich nicht gerade freundlich gesonnenen Peter-Robert Hodel (TV Rinteln) und Christian Rohling (Club zur Vahr) gegenüberstanden. Rohling bekam im Tiebreak des dritten Satzes Krämpfe und unterbrach zweimal das Spiel. Eigentlich ist jedoch nur eine Behandlungspause erlaubt. Hodel beschwerte sich nach verlorenem Tiebreak und Match mehrfach bei den Oberschiedsrichterinnen über diesen Vorgang. Letztlich hatten sich beide Spieler nicht ganz richtig verhalten: Rohling nahm sich eine Pause zu viel, Hodel hatte seinen Gegner während des Matches mehrfach mit markigen „Sprüchen“ provoziert. Am Ende gab es jedoch ein faires Shake-Hands.
Wetterkapriolen: Bei strahlendem Sonnenschein wurde das Turnier von den Turnierdirektoren Jens Biel und André Malke sowie Vereinschef Roman von Alvensleben und Oberbürgermeisterin Susanne Lippmann eröffnet. Keiner ahnte, dass nur wenige Stunden später ein wolkenbruchartiger Schauer für eine längere Spielunterbrechung sorgte. Insgesamt waren die Turnierverantwortlichen in diesem Jahr aber zufrieden: Es gab weder Dauerregen wie 2009 noch Tropenhitze wie 2010 - beides für ein gelungenes Turnier wenig förderlich.
Große Zukunftspläne hegt Finalist Lasse Muscheites. Der 16-jährige Oldenburger ist bereits im internationalen Junior-Circuit erfolgreich. Doch der Youngster hat mehr vor: Im nächsten Jahr will er unbedingt bei den Junioren-Konkurrenzen der Grand Slam-Turniere mitmischen und Punkte sammeln.