Talentschmiede:
Viele ganz junge Spielerinnen bevölkerten in diesem Jahr die Anlage an Töneböns Teichen. Darunter auch mehrere Top-Talente, von denen eine möglicherweise große
Tenniszukunft erwartet wird. Dazu gehörten Angelina Wirges (Jahrgang 2002) vom DTV Hannover, die im letzten Jahr als 13jährige das Finale der B-Runde erreicht hatte und in diesem Jahr bereits an Position 8 gesetzt wurde, und Luisa Meyer auf der Heide (ebenfalls Jahrgang 2002) vom TC Blau-Weiß Halle. Jüngste Akteurin im Feld war jedoch die 13jährige Julia Middendorf (TV Visbek), amtierende Deutsche Jugendmeisterin in ihrer Altersklasse. Im vergangenen Jahr war Luisa Meyer Deutsche Jugendmeisterin in ihrer Altersklasse geworden.
Oldies:
Auf der anderen Seite standen bei den Herren einige Spieler auf dem Platz, die schon seit geraumer Zeit zu den Routiniers zu zählen sind. „Golden Oldie“ war Dieter Plöger vom TC Bad Pyrmont (Jahrgang 1967!), der sein Erstrundenmatch nur ganz knapp im Match-Tiebreak verlor. Ebenfalls schon weit jenseits der 40 ist sein langjähriger Vereinskollege Tobias Köberle (heute DTH) mit 44 Jahren, der inzwischen vor allem als Regionstrainer auf dem Platz steht und seine wertvollen Erfahrungen, die er als über viele Jahre aktiver und erfolgreicher Spieler sammeln konnte, an den Nachwuchs weitergibt.
Wetter:
Ideale Bedingungen gab es in diesem Jahr vor allem am Turniersamstag. Trocken, nicht zu heiß und bedeckt – für Spieler wie Zuschauer, die in den vergangenen Jahren oft wahre Hitzeschlachten durchstehen mussten und nur mit Sonnenbrille und Schirmmütze versehen (oder auf den wenigen Schattenplätzen) die Matches verfolgen konnten, bestes Tenniswetter. So kann es in Zukunft gern bleiben…
Lokalmatadoren:
Das Teilnehmerfeld bei den Herren war in den ersten Runden mit so vielen Spielern aus der Region gespickt wie lange nicht – neben den schon erwähnten Köberle und Plöger griffen Daniel Weigelt, Benno Wunderlich, Julius Kock, Marcel Baenisch (alle DTH) sowie Lukas Lemke und Nikolas Beißner vom HTC und Renat Becheev (TV Hessisch Oldendorf) zum Schläger. Marcel Baenisch erreichte das Viertelfinale und war damit bester Akteur aus der Region. Im starken Damenfeld hatte Jana Riedel (DTH) in ihrem Erstrundenmatch keine Chance.
Terminprobleme:
Zum Jubiläum hatte die Turnierleitung angesichts des höchsten Preisgelds in der Turniergeschichte noch mehr Meldungen hochrangiger Spieler bei den Herren erwartet. Warum diese ausblieben, erklärte am Rand des Turniers Rekordsieger Christopher Koderisch: Parallel fanden etliche andere Turniere sowie Punktspiele der zweiten Bundesliga statt. Vielleicht sollte der Termin, auch aufgrund der Lage inmitten der Sommerferien, noch einmal überdacht werden, denn es waren außerdem nicht genug Jugendliche des Vereins anwesend, um – wie seit vielen Jahren – Ballkinder stellen zu können. Die meisten waren im Urlaub...
Dauerbrenner:
Christopher Koderisch – Rekordsieger und immer wieder gern gesehener Gast bei den DTH-Open – hat nichts von seiner Klasse eingebüßt. Seit fast 20 Jahren hält er inzwischen seinen Platz in oberen Regionen der Deutschen Rangliste: „Ich war schon sehr jung unter den ersten Hundert, und habe seitdem fast immer einen Platz in diesem Bereich gehalten.“ Mit 18 Jahren stand Koderisch auch schon unter den ersten 500 der Welt – ein Leben als Tennisprofi war aber nichts für ihn, weshalb er eine sehr verheißungsvolle Profikarriere zugunsten seines BWLStudiums und eben einem Status als gefährlicher, halbprofessioneller Spieler (und heute vor allem Trainer) auf nationaler Ebene aufgab. „Das viele Reisen und Alleinsein war nichts für mich“, blickte der Rekordsieger zurück – der es dieses Jahr im Halbfinale zu locker anging und damit seinen fünften Titel verpasste.
Vielseitiger Pädagoge:
Ähnlich verhielt es sich bei Sieger Florian Lemke: Deutscher Juniorenmeister und bis auf Platz 14 der Junioren-Weltrangliste, stellte er auch fest, dass ein Leben ausschließlich mit Tennis nichts für ihn ist. Dafür ist der angehende Gymnasiallehrer (Englisch und Sport) aber vielleicht auch zu vielseitig: Der Allroundsportler ist auch im Tanzen aktiv, hat unter anderem Scheine als Rettungsschwimmer und Jugendleiter und macht gern Musik (seine Gesangseinlagen sind unvergessen). Im September legte Lemke sein zweites Staatsexamen ab – daher arbeitete er in den Spielpausen am Laptop am Entwurf seines Prüfungsunterrichts.
Marathonfinale:
Der Wunsch der Tunierleitung nach einem endlich mal wieder spannenden Damenfinale – die Endspiele der letzten fünf Jahre waren allesamt sehr glatt und einseitig – wurde mit dem Klassespiel zwischen Carina Litfin (DTB 29) und Lea Gasparovic (DTB 30) erfüllt. Das über dreistündige Match wirbelte jedoch den Zeitplan gehörig durcheinander. Zum Glück waren die Herren wahre Gentlemen und erklärten sich bereit, ihr Endspiel erst nach Beendigung des Damenmatches und der Siegerehrung zu beginnen.
Turnierleitung solo:
Jens Biel musste in diesem Jahr die Turnierleitung erstmals allein übernehmen. Sein bisheriger Partner André Malke arbeitet seit einiger Zeit in München und konnte es zeitlich nicht einrichten, zum Turnier die nicht gerade kurze Strecke nach Hameln zurückzulegen. Bereits im letzten Jahr ging es direkt nach der Siegerehrung auf die rund 600km zur Weißwurstmetropole.
Prophet:
Alle Jahre wieder – wer wissen möchte, wer gewinnt, sollte am Halbfinaltag unseren Chefgastronom Vassilios Tataridis fragen! Praktisch jedes Jahr war sein Tipp, wer gewinnt, richtig. Dieses Mal sagte er vor dem Halbfinale „Zu 51 Prozent Koderisch, zu 49 Prozent Lemke ! “ Der Koderisch-Tipp stimmte nicht, aber der Zweittipp war goldrichtig! Vielleicht sollte Vassilli in seinem Restaurant „Ambrosia“ zusätzlich zu griechischen, italienischen und internationalen Gerichten auch einen Wahrsager-Service einrichten? Zumindest serviert er offensichtlich Siegernahrung, denn Champion „Flyod Ryan“ Lemke war an beiden Turnierabenden mit seiner Freundin bei Vassilli essen!
Cord Wilhelm Kiel