Sie schießen wie Pilze aus dem Boden: Leistungsklassenturniere (LK-Turniere). Mit der Einführung der Leistungsklassen hat der Niedersächsische Tennisverband beabsichtigt, den Mannschaftssport im Tennis zu beleben. Von nun an wurden auch Spieler, die nicht in der Rangliste des Deutschen Tennis Bundes auftauchen ihrer Leistungsstärke nach eingeteilt. Das hat Konsequenzen: unter anderem muss seither die namentliche Mannschaftsmeldung in der Reihenfolge der Leistungsklassen erfolgen.
Das neue LK-System hat bei vielen von uns neuen Ehrgeiz entfacht: Wie viele Punkte habe ich schon erkämpft? Steige ich in eine bessere LK auf? Welche LK hat der nächste Gegner? Das fragt sich nun auch der Kreisligaspieler Herren 40, der früher mit Ranglisten nichts am Hut hatte. Außerdem erleichtert das LK-System, neue Tennispartner gleicher Spielstärke zu finden. Im Internet kann man Leistungsklassenlisten nach Verein oder Wohnort erstellen und so neue Gegner, Opfer oder Freunde finden.
Wie erwartet stieg also rasch der Bedarf an Turnieren, bei denen man die Leistungsklasse verbessern kann. Wir vom DTH haben das auch recht früh erkannt und mit dem Rattenfänger-Cup ein DTH-LK-Turnier angemeldet. Besonders attraktiv erschien uns ein Tagesturnier bzw. ein fortschreitendes Tagesturnier. Bei einem LK-Tagesturnier werden alle gemeldeten Spieler nach ihrer LK gereiht. Dann werden 4er oder 3er Gruppen gebildet. In den 4er Gruppen werden zwei Halbfinale, ein Endspiel und ein Spiel um den 3. Platz ausgetragen. In den 3er Gruppen für jeden Spieler zwei Kästchenspiele. So ist garantiert, dass jeder zwei Spiele gegen Gegner vergleichbarer Spielstärke hat. Es ist ein offizielles Turnier, die Ergebnisse werden dem NTV gemeldet und die Punkte den Spielern gutgeschrieben.
Am 10. und 11. September führte der 1. DTH Rattenfänger-Cup 46 Aktive auf unsere Anlage. Herr Stiller, der neue DTH-Platzwart, hatte am Freitagabend extra eine Sonderschicht eingelegt. Bei Sonnenschein erstrahlte unsere Anlage bestens präpariert für rund 75 Matches an diesem Wochenende. Die meisten Spieler kamen aus dem Landkreis, einzelne aus Hannover oder sogar aus Lübeck. Alle kämpften ehrgeizig um Sieg und LK-Punkte. In der Gruppe mit den besten Herren siegte Jens Biel, der im Finale Marcel Baenisch mit 6:1 und 6:0 verspeiste. Besonders erwähnen möchte ich meinen Freund Dr. Yones Salameh. Er hat bei seiner ersten Turnierteilnahme das erste Match gewonnen! In einem heißen Kampf setzte er sich mit 6:3 und 6:4 gegen den erfahrenen 1. Vorsitzenden des TC Westend Hameln, Roland Dohme durch. Beide haben die Leistungsklasse 23.
Bei den Damen war die stärkste Spielerin Yasemin Yilmaz vom TC RW Barsinghausen. Überraschungssiege gab es auch: So konnte sich Viorica Bädermann ( 2. Damen 30 des DTH und LK 21) über einen knappen Sieg gegen Christiane Wunderlich (Top-Spielerin der Damen 40 und LK 18) freuen. Das war nicht nur gut für Vioricas mentale Stärke sondern hat auch 150 LK-Punkte gebracht.
Es gab aber auch kritische Worte, so von Helmut Valendiek, dem Mannschaftsführer der 2. Herren 60. Helmut, gestählt durch unermüdliche Trainingsmatches gegen 23jährige Studenten, führte mit Leistungsklasse 18 die Gruppe 6 an. Ihm folgten in der Gruppe Mike Sadlau, Alexander Gehringer und Oliver Scholze. Alle drei haben die LK 19, sind aber zwischen 22 und 52 Jahre jünger als Helmut! Nach kurzer Diskussion hat sich Helmut, Sportsmann durch und durch, der Aufgabe gestellt und sie gut gemeistert.
Die Turnierform nach Leistungsklassen bringt Spieler gleicher Leistungsstärke unabhängig vom Alter zueinander. Bei anderen Turnieren, bei denen nach Alter zugeordnet wird, sind die Gegner zwar gleich alt, dafür aber unter Umständen viel bessere oder auch viel schlechtere Tennisspieler. Beides hat sicher Vor- und Nachteile. Wir werden auch im nächsten Jahr bei der Einteilung nach Leistungsklassen bleiben. In welchem unserer Lebensbereiche, beruflich oder privat, haben wir die Chance, mit Menschen anderer Altersklassen so verbunden zu sein wie im Sport? Wir sollten darin eine Bereicherung sehen, für Junge wie auch für Ältere. Denn neben den Leistungsklassenpunkten hat der Rattenfänger-Cup allen viel Spaß an einem der schönsten Wochenenden des Jahres gebracht, nette Unterhaltungen, ein Bier in fröhlicher Runde und neue Bekannte.
Das Wichtigste: wir haben Tennis gespielt und geregnet hat es erst als wir fertig waren.
Axel Rojczyk
Sportwart